Die Universität Oldenburg führt eine neue Energiesparmaßnahme ein und setzt damit einen Standard für zukünftige Bauten und Renovierungen an anderen Hochschulen: Sie ist eine der wenigen deutschen Universitäten, die Abwärme aus Teilen ihres Rechenzentrums zurückgewinnt. Diese Initiative ist Teil des von Prof. Dr. Sebastian Lehnhoff geleiteten Projekts „WärmewendeNordwest“, welches vom Bundesforschungsministerium unterstützt wird. Dabei werden an der Universität innovative Kälte- und Wärmetechnikanlagen installiert und vernetzt, um die Energiekosten und den CO2-Ausstoß zu senken. Das Ziel ist, Energie effizienter zu verwenden und gleichzeitig übertragbare Lösungen für andere Universitäten zu entwickeln.
Den Kühlwasserkreis nutzen
Die erste realisierte Maßnahme ist die Wärmerückgewinnung des 2023 eingeführten neuen Hochleistungsrechenclusters der Universität. “Die Server des Clusters werden wassergekühlt, weil moderne Prozessoren eine sehr hohe Leistungsdichte aufweisen”, erklärt Meik Möllers, Dezernent für Gebäudemanagement. Das Kühlwasser erreicht eine Temperatur von etwa 45 Grad Celsius, wenn es den Cluster verlässt. Diese thermische Energie wird nun zum Heizen verwendet: Eine Hochtemperatur-Wärmepumpe erhitzt das Wasser auf 75 Grad Celsius, bevor es in das Wärmenetz der Universität eingespeist wird. Diese Wärme unterstützt die Leistung des Blockheizkraftwerks auf dem Campus Haarentor, welches die Gebäude A1 bis A15, die Bibliothek, die Mensa und den Sporttrakt beheizt. “Weil die Wärme des Rechenzentrums das ganze Jahr über verfügbar ist, kann sie zum Beispiel zum Beheizen des Unibads genutzt werden”, sagt Möllers. Die jährliche Wärmelieferung der Anlage beträgt etwa 500.000 Kilowattstunden, was dem Heizbedarf von circa 30 Vier-Personen-Haushalten entspricht oder einer CO2-Einsparung von über 100 Tonnen gleichkommt.
Die anderen Server im Rechenzentrum sind mit Luftkühlung ausgestattet. Um auch bei Außentemperaturen über 40 Grad Celsius zuverlässig zu funktionieren, wurde kürzlich eine hoch effiziente Kompressionskälteanlage installiert. Mit diesen Maßnahmen erfüllt die Universität schon jetzt die Anforderungen des neuen Energieeffizienzgesetzes, das Ende 2023 in Kraft trat und erstmals Standards für die Energieeffizienz von Rechenzentren definiert, die ab 2026 betrieben werden. Die Universität hat 2,5 Millionen Euro aus eigenen Mitteln in die Modernisierung der Kälte- und Stromversorgung ihrer wissenschaftlichen Computer investiert, um die Energieeffizienz zu optimieren, und weitere 300.000 Euro aus Projektmitteln erhalten.
Kälte aus Wärme
Im Rahmen des Projekts „WärmewendeNordwest“ sind zwei weitere Vorhaben in Arbeit. Einerseits wird die seit 1982 bestehende Lüftungsanlage in der Universitätsbibliothek durch eine deutlich effizientere Technologie mit Wärmerückgewinnung ersetzt. Andererseits wird auf dem Campus Wechloy im Blockheizkraftwerk eine Absorptionskältemaschine installiert, die die Abwärme des Kraftwerks nutzt, um Kälte für die naturwissenschaftlichen Labore zu erzeugen, die zum Kühlen von Lasern und anderen Geräten benötigt wird. Beide Projekte sollen bis zum Herbst fertiggestellt sein.
Im Rahmen des Projekts „WärmewendeNordwest“ sind alle Maßnahmen Teil des Arbeitspakets „Experimentalcampus Digitalisierte Wärmewende“, das von Ekaterina Lesnyak vom Department für Informatik an der Universität Oldenburg geleitet wird. Das Ziel ist die Entwicklung von Optimierungsstrategien, um bisher meist isoliert betriebene großtechnische Anlagen für Heizung, Kühlung, Belüftung und Stromerzeugung gemeinsam und intelligent zu steuern. Ein Gebäudemanagement-Leitsystem mit autonomen und teilautonomen Softwareagenten soll dies ermöglichen. Das Projekt strebt nicht nur die Optimierung des lokalen Wärmenetzes des Campus an, sondern will auch zusätzliche Flexibilität für den regionalen Energiemarkt oder das Stromnetz bieten. Die Koordination des Gesamtprojekts obliegt dem OFFIS – Institut für Informatik, einem An-Institut der Universität.
Quelle: Universität Oldenburg