Lars Eichhorst - Energy Solutions

Strom hui, Wärme pfui – könnte man den aktuellen Bericht von KfW Research über die Nutzung erneuerbarer Energien im deutschen Mittelstand und in der Industrie etwas salopp zusammenfassen. Allein mittelständische Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 500 Millionen Euro investierten im Jahr 2022 insgesamt sieben Milliarden Euro in Maßnahmen zur Erzeugung und Speicherung von Strom oder Wärme aus erneuerbaren Quellen – das ist doppelt so viel wie im Vorjahr.

Allerdings liegt der Fokus klar auf der Stromerzeugung: Während KfW Research zufolge jedes zweite Unternehmen bereits Strom aus erneuerbaren Energien bezieht, beispielsweise durch spezielle Stromtarife oder eigene Anlagen für Biomasse, Photovoltaik oder Windkraft, nutzt im Bereich der Wärmeerzeugung nur jedes zehnte Unternehmen erneuerbare Energien.

Industrie braucht grüne Prozesswärme

Die Abhängigkeit der Wärmenutzung von der Branche ist signifikant: Im Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen werden etwa 50 Prozent des gesamten Endenergiebedarfs für Raumwärme aufgewendet, während in der Industrie die Nutzung von Prozesswärme mit einem Anteil von zwei Dritteln überwiegt.

Obwohl das Gebäudeenergiegesetz Investitionsanreize für Raumwärme schafft, mangelt es an solchen für Prozesswärme, laut KfW Research. Die Dekarbonisierung der industriellen Prozesswärme stellt eine der Hauptaufgaben dar, um die Klimaneutralität in der Industrie zu erreichen.

Kein Anschluss ans H-Netz? Dann wird nicht investiert

Der Bericht zeigt mehrere Schwachstellen auf: Hohe Investitionskosten und die Unsicherheit über die langfristige Verfügbarkeit von grünem Strom und Wasserstoff sowie der notwendigen Infrastruktur, wie Anschlüsse an das Wasserstoffnetz, stellen für Unternehmen Hindernisse dar. Hinzu kommt, dass sich relevante Technologien noch in der Erprobungsphase befinden und erst auf einen industriellen Maßstab hochskaliert werden müssen. Politische Instrumente, wie die kürzlich eingeführten Klimaschutzverträge und der von der EU beschlossene CO2-Grenzausgleichsmechanismus, könnten einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität der Industrie leisten. Um die notwendige Planungssicherheit für Investitionen zu gewährleisten, ist es zudem erforderlich, den Ausbau erneuerbarer Energien, Stromnetze und Wasserstoffinfrastruktur schnell voranzutreiben.

Quelle: EE