Dynamische Stromtarife: Das sollten Verbraucher:innen wissen
Die Energiebranche befindet sich im Wandel, und mit der zunehmenden Einspeisung von erneuerbaren Energien wie Wind- und Sonnenkraft entstehen neue Möglichkeiten für Stromtarife. Ein spannendes Konzept sind dabei die sogenannten dynamischen Stromtarife, die sich von herkömmlichen Angeboten durch flexible Preise unterscheiden. Doch wie genau funktionieren diese Tarife, und für wen sind sie geeignet? Die Verbraucherzentrale NRW hat wichtige Informationen und Tipps zusammengestellt.
Was sind dynamische Stromtarife?
Im Gegensatz zu klassischen Stromtarifen, bei denen ein fester Arbeitspreis pro Kilowattstunde (kWh) gilt, richten sich dynamische Tarife nach den Börsenpreisen. Diese ändern sich stündlich und spiegeln die Angebotsschwankungen wider, die durch Wetterbedingungen und die Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien entstehen. „Dynamische Stromtarife können private Haushalte für ein flexibles Verbrauchsverhalten belohnen“, erklärt Christina Wallraf, Energieexpertin der Verbraucherzentrale NRW. Das bedeutet: Wer es schafft, seinen Stromkonsum auf günstige Zeitfenster zu verlegen, kann sparen. Allerdings tragen die Nutzer:innen auch das Risiko, dass der Strompreis stark schwankt.
Für wen lohnen sich dynamische Stromtarife?
Diese flexiblen Tarife sind nicht für jeden Haushalt geeignet. Laut der Verbraucherzentrale NRW profitieren vor allem Haushalte mit hohem und flexiblem Verbrauch, etwa durch Wärmepumpen, Batteriespeicher oder Elektroautos. Durchschnittliche Haushalte mit stabilen Verbrauchsgewohnheiten hingegen könnten mit einem dynamischen Tarif finanziell schlechter abschneiden, da die Planung und Kontrolle des Stromverbrauchs aufwendiger ist.
So funktionieren dynamische Stromtarife
Dynamische Stromtarife basieren auf den stündlich aktualisierten Preisen der Strombörse. Energieversorger geben diese Preise für die jeweils nächsten 24 Stunden an ihre Kunden weiter. Das bedeutet, dass sich die Strompreise für Verbraucher:innen täglich und stündlich ändern können. An Tagen mit viel Wind und Sonnenschein können die Preise sehr niedrig sein, während sie bei ungünstigem Wetter steigen. Wichtig zu wissen: Zum Börsenpreis kommen noch Umlagen, Steuern und Netzentgelte hinzu, die den Endpreis für die Verbraucher:innen beeinflussen.
Voraussetzungen für die Nutzung dynamischer Tarife
Um von den flexiblen Tarifen zu profitieren, benötigen Haushalte ein sogenanntes „Smart Meter“. Dieses intelligente Messsystem übermittelt die Verbrauchsdaten in kurzen Intervallen und ermöglicht so eine genaue Abrechnung. Ab 2025 hat jeder Haushalt das Recht auf den Einbau eines solchen Systems, das innerhalb von vier Monaten installiert werden muss. Die jährlichen Kosten für das Smart Meter belaufen sich auf 20 Euro für Haushalte mit einem Verbrauch von bis zu 10.000 kWh, bei Haushalten mit zusätzlichen Geräten wie Wärmepumpen oder E-Auto-Ladestationen können die Kosten auf 50 Euro steigen.
Das Preissystem verstehen
Der Gesamtpreis eines dynamischen Tarifs setzt sich aus einem festen Grundpreis und dem variablen Arbeitspreis zusammen. Dabei finanzieren sich die meisten Energieversorger über eine monatliche Gebühr. Wichtig ist, dass einige Anbieter eine zusätzliche Gebühr auf den flexiblen Arbeitspreis aufschlagen. Verbraucher:innen sollten diese Kosten genau prüfen, da sie bei der Auswahl des richtigen Tarifs eine entscheidende Rolle spielen.
Worauf beim Vertragsabschluss zu achten ist
Bevor ein Vertrag für einen dynamischen Stromtarif abgeschlossen wird, sollten Verbraucher:innen ihren eigenen Stromverbrauch und die Flexibilität ihres Haushalts kritisch hinterfragen. Haushalte, die ihre Verbrauchszeiten gut steuern können, etwa durch automatische Systeme, haben hier klare Vorteile. Außerdem ist es ratsam, auf kurze Vertragslaufzeiten zu achten, da dynamische Tarife in der Regel monatlich kündbar sind. Sollte sich der gewählte Tarif als ungünstig erweisen, ist ein Wechsel schnell möglich.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Verbraucher:innen sollten prüfen, wo und wann die Preise für den nächsten Tag einsehbar sind. Diese Informationen sind häufig über Apps oder die Internetseiten der Anbieter abrufbar.
Fazit
Dynamische Stromtarife bieten spannende Möglichkeiten, erfordern aber auch eine aktive Beschäftigung mit dem eigenen Stromverbrauch. Für Haushalte mit hohen und flexiblen Verbräuchen können sie eine lohnenswerte Option sein. Wer jedoch einen stabilen und planbaren Strompreis bevorzugt, sollte eher auf konventionelle Tarife setzen. Die Verbraucherzentrale NRW bietet umfassende Informationen und Unterstützung bei der Wahl des passenden Stromtarifs.