„Das verbleibende CO2-Budget schmilzt rasch“, betont Prof. Wolfgang Lucht. „Die Klimawissenschaft hat immer gewarnt, dass das Zeitfenster, in dem Deutschland seinen gerechten Beitrag zur Einhaltung der 1,5 °C-Grenze leisten kann, schließt. Und das ohne spekulative Maßnahmen wie CO2-Entnahmen aus der Atmosphäre oder den Kauf von Emissionsrechten aus dem Ausland. Inzwischen ist es klar, dass wir mehr CO2 emittieren, als uns zusteht, wenn wir unseren Anteil an der Weltbevölkerung berücksichtigen. Daher sollte die Überschreitung des fairen deutschen Budgets für 1,5 °C ein noch größerer Anreiz sein, entschlossen für eine schnellere Emissionsreduzierung zu arbeiten. Gleichzeitig stellt sich die Frage nach der Verantwortung für die daraus resultierenden Schäden und Verluste.“

Deutschland hat seinen gerechten Anteil an einem globalen CO2-Budget, das eine 67 %ige Wahrscheinlichkeit bietet, die 1,5 °C-Grenze einzuhalten, bereits Anfang 2023 überschritten. Bei einer Wahrscheinlichkeit von 50 % bleibt ein sehr begrenztes deutsches Restbudget, das bis 2024 aufgebraucht sein wird. Um die 1,75 °C-Grenze mit einer Wahrscheinlichkeit von 67 % einzuhalten, hat Deutschland noch ein CO2-Budget von 3,9 Gigatonnen. Wenn die Emissionen ab heute linear auf null reduziert werden, müsste Deutschland spätestens 2037 klimaneutral sein. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) ist der Ansicht, dass die deutsche und internationale Klimapolitik weiterhin auf die Einhaltung der 1,5 °C-Grenze abzielen sollte, auch wenn das verfügbare CO2-Budget weltweit stark geschrumpft ist.

Diese Einschätzungen basieren auf aktuellen Emissionsdaten und verbesserten wissenschaftlichen Analysen des verbleibenden globalen CO2-Budgets, die seit den letzten Berichten des Weltklimarates veröffentlicht wurden. Die Methodik entspricht den früheren Veröffentlichungen des SRU aus den Jahren 2020 und 2022. Der aktuelle Bericht kann unter umweltrat.de heruntergeladen werden.

Seit über 50 Jahren berät der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) die Bundesregierung in Umweltfragen. Der Rat, bestehend aus sieben Professorinnen und Professoren unterschiedlicher Fachrichtungen, garantiert eine wissenschaftlich fundierte und umfassende Analyse sowohl aus naturwissenschaftlich-technischer als auch aus sozialwissenschaftlicher Perspektive.