Das Potenzial heben
Wärmepumpen bieten insbesondere im Bereich der Mehrfamilienhäuser ein erhebliches Potenzial zur Erreichung der Klimaziele. Ein neuer Leitfaden illustriert, wie dieses Potenzial genutzt werden kann, und präsentiert Lösungswege sowie praktische Beispiele. Jedoch stellen Wärmepumpenprojekte in Mehrfamilienhäusern, im Vergleich zu kleineren Wohngebäuden, spezielle Herausforderungen dar. Dazu zählen die dichte Bebauung in städtischen Gebieten und die Umstellung von dezentralen Anlagen wie Gasetagenheizungen oder Einzelöfen auf ein zentrales System mit einer großen Wärmepumpe im Keller. Ebenso stellt die hohe Temperatur bei der zentralen Trinkwarmwasserbereitung eine Herausforderung dar.
Auch für ungedämmte Gebäude möglich
Es gibt auch für diese Bedingungen Lösungen mit innovativen Komponenten wie thermisch nutzbare Photovoltaik, dezentrale Wärmepumpen und Wohnungsstationen. In urbanen Gebieten bieten sich zudem netzgebundene Quartierslösungen an. Der Leitfaden zeigt auf, dass selbst für Gebäude mit geringem Wärmeschutz und Heizkörpernutzung vielfältige Lösungsvarianten mit verschiedenen Wärmequellen aus Luft, Erdreich und Wasser existieren.
Großwärmepumpe, Nahwärme und die Bedeutung von Sektorkopplung
Verschiedene Projekte untersucht
Für einen effizienten Betrieb und niedrige Betriebskosten ist die Reduzierung der Heiztemperaturen entscheidend. Wärmepumpen können durch Spitzenlastkessel ergänzt werden. Bei besserer Wärmedämmung des Gebäudes ist jedoch auch ein alleiniger Betrieb mit Wärmepumpen möglich. In den acht untersuchten Projekten dieses Leitfadens zeigte sich auch die Mieterschaft mit der Umstellung zufrieden. Eine frühe Einbindung und Kommunikation erwiesen sich dabei als Schlüsselfaktoren.
Erfahrungen sind noch gering
Gesetzliche Rahmenbedingungen und umfangreiche Förderungen sind vorhanden, um notwendige Investitionen in den Gebäudebestand zu fördern. “Wärmepumpen werden eine Schlüsselrolle einnehmen. Ihre Integration in den Wohnungsbestand von Mehrfamilienhäusern stellt jedoch besondere Herausforderungen dar, und es gibt bisher nur wenig Erfahrung damit. Deshalb ist es wichtig, den Austausch und die Vernetzung unter den Fachleuten zu intensivieren und zu erweitern”, erklärt Christian Stolte, Bereichsleiter für klimaneutrale Gebäude bei der Dena. Er hebt hervor, dass insbesondere die Betriebsüberwachung und -optimierung von Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern von Bedeutung sind. “Mit unserem neuen Leitfaden spiegeln wir den aktuellen Stand des Wissens und der Erfahrungen wider und möchten Fachkräfte mit diesen Informationen in der Praxis unterstützen”, definiert er die Zielgruppe des Leitfadens.
Betrieb mit Bestandsheizkörpern möglich
Technisch gesehen gibt es viele Argumente für den Einsatz von Wärmepumpen in bestehenden Gebäuden, erläutert Peter Engelmann, Leiter der Gruppe Gebäudesystemtechnik am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) und Mitverfasser des Leitfadens. „Wärmepumpen arbeiten effektiv mit vorhandenen Heizkörpern zusammen, und die Erschließung von Umweltwärme als Quelle ist oft ohne Probleme möglich“, führt er aus.
Breites Portfolio an Lösungen
Beim Bundesverband Wärmepumpe (BWP) sieht man den Einsatz von Wärmepumpen in bestehenden Mehrfamilienhäusern problemlos. “Hersteller und Installateure sind auf den stark steigenden Bedarf an Wärmepumpen für Mehrfamilienhäuser vorbereitet”, erklärt Martin Sabel, Geschäftsführer des BWP. “Die Branche bietet ein umfangreiches Spektrum an technischen Lösungen an, von zentralen Wärmepumpen im Heizungskeller bis hin zu dezentralen Lösungen für Etagenheizungen und Nahwärmenetzen mit Großwärmepumpen.”
Sabel bezieht sich auch auf die neuen Bestimmungen des Gebäudeenergiegesetzes, nach denen neue Heizsysteme ab 2028 mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien verwenden müssen. “Wärmepumpen erfüllen sofort die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes und verbessern zusätzlich die Effizienzklasse des angeschlossenen Gebäudes.”
Vermieter müssen dekarbonisieren
Das kommt auch den Vermietern zugute. Mit einer Wärmepumpe können sie nicht nur ihren Immobilienbestand dekarbonisieren, sondern auch Kosten einsparen. Schließlich sind sie nun auch an den CO2-Kosten beteiligt, die zuvor allein die Mieter trugen. „Die sozial orientierten Wohnungsunternehmen setzen sich intensiv für die Erreichung der Klimaziele im Gebäudebestand ein, vor allem durch den Einsatz von Wärmepumpen“, erklärt Axel Gedaschko, Präsident des GdW, und betont, dass die notwendige technische Expertise vorhanden ist.
Quelle: EE