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Es gibt viele Irrtümer darüber, wie Schimmel entsteht und wie er effektiv bekämpft werden kann.

Sobald die Temperaturen ansteigen, beginnen viele mit dem Frühjahrsputz. Doch häufig entdeckt man beim Verrücken der Möbel unschöne Schimmelflecken an den Wänden. Der Schreck ist dann groß, und es stellt sich die Frage, wie man den Schaden bewerten und beheben kann. “Leider findet man bei der Suche nach Hilfe und Informationen oft Aussagen, die nicht zutreffen und das Problem eher verschlimmern. Deshalb ist es wichtig, bei den ersten Anzeichen von Schimmel schnell und korrekt zu handeln”, erklärt Rita Maria Jünnemann, Fachexpertin der Verbraucherzentrale NRW. Aber welche Irrtümer sind am weitesten verbreitet?

Irrtum 1: Das sind doch nur Stockflecken, das ist kein Schimmel

Falsch! Schimmel beginnt immer klein: Sobald Schimmelsporen Nährstoffe und genügend Feuchtigkeit finden, fangen sie an zu wachsen. Dies startet innerhalb und auf Materialien, wobei zunächst kleine Flecken und Verfärbungen erscheinen – die ersten Zeichen des sogenannten “Fruchtkörpers”. Wenn diese lediglich auf der Oberfläche von Wänden oder Tapeten sichtbar sind, können sie meist schnell beseitigt werden. Die Flecken verschwinden jedoch nicht von allein. Im Gegenteil: Wenn die Feuchtigkeit bestehen bleibt, vergrößert sich der Schaden, es siedeln sich weitere Mikroorganismen an (wie Bakterien, Milben etc.), und der Schimmel dringt tiefer in das Material ein.

Irrtum 2: Schimmel entsteht nur durch falsches Lüften

Das ist nicht korrekt. Schimmel in Wohngebäuden bildet sich dort, wo Pilzsporen einen passenden Nährboden und genügend Feuchtigkeit finden. Diese Feuchtigkeit kann jedoch verschiedene Ursachen haben: Bauschäden, Sturmschäden, Hochwasser, undichte Wasserleitungen, Feuchtigkeit im Neubau, Wärmebrücken, fehlende Heizung, zu niedrige Raumtemperatur oder zu hohe Luftfeuchtigkeit durch Wohnverhalten (Duschen, Kochen, Waschen, unzureichendes Lüften). Bei der Suche nach der Feuchtigkeitsquelle sollten zunächst mögliche Bau- oder Wasserschäden untersucht werden. Nachdem diese behoben und repariert sind, können die von Schimmel betroffenen Materialien entfernt und die betroffenen Bereiche getrocknet werden.

Schimmelschäden aufgrund hoher Luftfeuchtigkeit in Räumen sind häufig auf eine Kombination aus schlechter Isolierung, Wärmebrücken sowie unzureichendem Heizen und Lüften zurückzuführen. Dies erschwert die Identifizierung der genauen Ursachen und erfordert eine individuelle Bewertung in jedem Fall. Ein “normales” Heiz- und Lüftungsverhalten kann nicht immer Schimmelbildung in alten und schlecht isolierten Gebäuden verhindern, und übermäßiges Heizen ist ebenso wenig zumutbar wie ständiges Lüften.

Irrtum 3: Wärmedämmung führt zu Schimmel

Im Gegenteil, Dämmung verhindert Schimmelbildung! Schimmel an Wänden bildet sich, wenn Oberflächen feucht sind, weil die Luft davor über längere Zeit mit mehr als 70 Prozent Wasserdampf gesättigt ist. Da warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann als kalte, ist bei alten Gebäuden oft an kühlen Ecken oder Fenstern Schimmelbildung möglich. Sinkt die Lufttemperatur dort, erhöht sich die relative Luftfeuchtigkeit, manchmal so stark, dass Kondenswasser an Fenstern und Wänden sicht- oder spürbar wird. Sind jedoch die Wände isoliert und die Fenster gut abgedichtet, bleibt die Oberflächentemperatur nahe der Raumtemperatur und das Schimmelrisiko verringert sich. Mit einem Thermo-Hygrometer lassen sich Temperatur und Feuchtigkeit überwachen. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte nicht zu lange über 50 Prozent an Oberflächen liegen. Doch Achtung: Selbst in isolierten und abgedichteten Räumen kann Schimmel entstehen, wenn nicht regelmäßig gelüftet wird und Feuchtigkeit aus Kochen, Waschen oder Duschen verbleibt.

Irrtum 4: Gegen Schimmel hilft Essig

Essig mag zwar ein bewährtes Hausmittel für viele Zwecke sein, doch zum Abwischen von Schimmel an Wänden ist er ungeeignet. Die Säure des Essigs wird auf mineralischen Putzoberflächen meist neutralisiert, was den Schimmelpilzen nur noch mehr Feuchtigkeit und Nährstoffe zum Wachsen bietet. Für die Entfernung eines kleinen, oberflächlichen Schimmelbefalls reicht ein normaler Haushaltsreiniger aus. Dabei sollte man Handschuhe und einen Mundschutz tragen und nur Personen ohne gesundheitliche Einschränkungen sollten die Reinigung vornehmen. Bei porösen Oberflächen wie Putz ist eine 70- bis 80-prozentige Alkohollösung, wie verdünnter Brennspiritus, empfehlenswert, da sie schneller verdunstet. Allerdings ist Vorsicht geboten: Wegen der Brandgefahr sollte gut gelüftet und Zündquellen ferngehalten werden. Bei älteren Schimmelschäden, die bereits tiefer eingedrungen sind, oder bei größeren Schäden, ist eine professionelle Sanierung erforderlich, um alle Pilzreste zu entfernen und eine spätere Belastung der Raumluft zu verhindern. Die oberflächliche Behandlung mit Schimmelbekämpfungsmitteln ist in solchen Fällen nicht ratsam, da die Chemikalien selbst die Luftqualität beeinträchtigen können. Bei der Sanierung von Schimmelschäden in Wohnräumen ist der Einsatz von Schimmelbekämpfungsmitteln und Antischimmelprodukten generell nicht erforderlich, da sie weder die Biomasse des Schimmels entfernen noch die Ursache des Schadens beheben können.

Irrtum 5: Schwarzer Schimmel ist besonders gefährlich

Falsch! Jede Art von Schimmel kann gesundheitsschädlich sein. Studien zeigen, dass Schimmel in Wohnräumen langfristig zu Gesundheitsproblemen wie Atemwegserkrankungen führen oder diese verschlimmern kann. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) weist in ihrer aktuellen Schimmelpilz-Leitlinie darauf hin, dass diese Effekte nicht notwendigerweise bei jeder Person auftreten, die Schimmel ausgesetzt ist. Das Gesundheitsrisiko hängt neben der Größe des Schadens auch vom Gesundheitszustand der betroffenen Person ab, der nur medizinisch beurteilt werden kann. Es lässt sich nicht nachweisen, dass Schimmel in der Wohnung direkt für persönliche Gesundheitsbeschwerden verantwortlich ist. Schimmel stellt jedoch immer eine Belastung dar und muss entfernt werden, unabhängig von seiner Farbe.

Weitere Informationen und Links finden sich auf der betreffenden Internetseite der Verbraucherzentrale NRW und auf der Informationsplattform Schimmelnetzwerk NRW.

Quelle: Verbraucherzentrale NRW