Seriöse Energieberatung ab 49 Euro? Der GIH hat da seine Zweifel und kritisiert ein entsprechendes Förderprojekt in Schleswig-Holstein.
Mit erheblicher Unterstützung der Landesregierung hat Haus & Grund Schleswig-Holstein ein Förderprojekt initiiert, das Energieberatungen zu äußerst niedrigen Preisen anbietet. Dies stößt nicht nur auf wettbewerbsrechtliche Bedenken, sondern auch auf Kritik vom Energieberatendenverband GIH. Besonders problematisch findet der GIH die Kampagne, die suggeriert, dass die ab 49 Euro angebotenen Beratungen dem von der Bundesregierung propagierten individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) überlegen seien.
„Hausbesitzer sollten gewarnt sein: Diese irreführende Angebotsgestaltung entspricht nicht den Qualitätsstandards eines zertifizierten individuellen Sanierungsfahrplans und wird von den Bundesfördermitteln nicht anerkannt. Wer darauf hofft, durch diese Beratung den iSFP-Bonus zur Sanierungsförderung zu nutzen, liegt falsch“, erklärt der GIH-Bundesvorsitzende Stefan Bolln. So könnten den getäuschten Verbrauchern Fördermittel von bis zu 7.500 Euro entgehen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist das Fehlen von Vor-Ort-Beratung und Baubegleitung. Julia Matthias, Vorsitzende des GIH-Landesverbands Nord, betont die unfaire Wettbewerbssituation: „Freie Energieberater können bei diesen Dumping-Preisen nicht mithalten. Zudem vergibt Haus & Grund die Beratungen ohne sachlichen Grund exklusiv an das Berliner Unternehmen Fuchs & Eule Energy Experts. Es ist unverständlich, wie die öffentliche Hand ein solches Vorgehen mit Steuergeldern massiv fördern kann.“ Darüber hinaus führt die Vergabe an ein Unternehmen außerhalb der Region dazu, dass lokale Wertschöpfung verloren geht und eine echte Baubegleitung nicht möglich ist, obwohl eine umfassende Energieberatung die anschließende Sanierung vor Ort unterstützen sollte.
In Anbetracht einer juristischen Expertise und möglicher rechtlicher Schritte fordert der GIH, dass Haus & Grund Schleswig-Holstein sowie die schleswig-holsteinische Landesregierung diese Praxis sofort beenden. „Energieberatung muss transparent, fair und wettbewerbsrechtlich korrekt erfolgen. Der Gesetzgeber darf solche Projekte auch gerne umfangreich fördern, wenn diese Bedingungen erfüllt sind. Beim schleswig-holsteinischen Projekt ist dies jedoch nicht der Fall: Verbraucher werden in die Irre geführt, einige Wettbewerber unzulässig ausgeschlossen und andere unlauter bevorzugt“, warnt Bundesvorsitzender Bolln. Es sei unverständlich, warum Haus & Grund Schleswig-Holstein trotz erster positiver Gespräche weiterhin an dem umstrittenen Förderprogramm festhalte.
Quelle: GIH