Der Umsatz der deutschen Glasindustrie fiel 2023 um 8,9 Prozent und wird voraussichtlich 2024 um weitere 6,4 Prozent sinken. Der Verkauf in Fenstereinheiten (FE = 1,3 x 1,3 m) belief sich auf 15,52 Millionen FE im Jahr 2022, fiel auf 14,13 Millionen FE im Jahr 2023 und wird voraussichtlich auf 13,23 Millionen FE im Jahr 2024 sinken. Die Prognose berücksichtigt die aktuellen Auswirkungen von Inflation, Zinserhöhungen und den demokratischen Rahmen im Ordnungs- und Finanzrecht, insbesondere im Hinblick auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts bezüglich des Bundeshaushalts. Zudem verzeichnete die Außentürindustrie 2023 einen Rückgang von 8,9 Prozent, mit einer erwarteten Abnahme von 5,1 Prozent für 2024. Im Jahr 2023 gab es bedeutende Marktanteilsverschiebungen sowohl bei Bildschirmen als auch bei Außentüren, von Neubauten bis hin zu Renovierungen. Für 2024 wird in beiden Marktsegmenten ein kumulierter Anstieg des neuen Wohnraumturm-Marktanteils um mehr als 35 Prozent erwartet.
Deutlich eingetrübte Markterwartung für 2024
Am 29. April 2024 präsentierte Jörg Flasdieck von der Heinze Marktforschung GmbH während der VFF-Fachtagung Statistik und Markt in Frankfurt die endgültigen Zahlen für 2023 und die revidierten Prognosen für den Markt der Fenster und Außentüren für 2024. Die Daten wurden in Zusammenarbeit mit der Heinze Marktforschung GmbH und den Branchenverbänden Fenster + Fassade (VFF), Bundesverband Flachglas (BF), pro-K sowie Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB) erhoben. Obwohl die vorherige Studie vom Oktober 2023 nur geringfügige Rückgänge für 2024 vorhersagte, hat sich die Markterwartung nun deutlich verschlechtert. Entgegen den Erwartungen ging die Sanierung im Jahr 2023 um 4,7 Prozent stärker zurück als angenommen, und es wird erwartet, dass sie 2024 um weitere 1,9 Prozent sinken wird. Die Unsicherheit im Jahr 2023 aufgrund des Gebäudeenergiegesetzes und die Erwartung verbesserter Förderanreize, die aus haushaltspolitischen Gründen im Dezember 2023 zurückgenommen werden mussten, veranlassen Investoren, ihre Entscheidungen auch für 2024 aufzuschieben. Dies führte dazu, dass die Sanierungsrate in Deutschland insgesamt auf 0,7 Prozent gefallen ist.
Die weitere Entwicklung der Haushaltspolitik und die langfristige Finanzierung des BEG bleiben abzuwarten, ebenso wie der Fortgang des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine mit möglichen Versorgungsunterbrechungen und den geplanten Wiederaufbauprogrammen für die Ukraine. Eine schnelle Implementierung der kürzlich verabschiedeten Novelle der EU-Gebäuderichtlinie wäre ein wichtiges Zeichen für die energetische Sanierung. Die Marktdaten müssen dann im Herbst 2024 entsprechend angepasst werden. Der aktuelle Bericht mit allen Detailanalysen und Auswertungen wird Ende Mai 2024 veröffentlicht.
Aktuelle Daten aus dem Wohnungsbau zeigen, dass die Sanierungsarbeiten im Jahr 2023 um 5,4 Prozent zurückgegangen sind.
Bessere Rahmenbedingungen und Bürokratieabbau gefordert
“Die Konjunktur im Baubereich erlebt eine signifikante Krise mit Unterauslastung, Kurzarbeit und steigenden Preisverwerfungen auf dem Angebotsmarkt. Dies wirkt sich auch auf den deutschen Fenstermarkt aus. Zurückhaltung bei Investitionen, Bürokratie sowie Insolvenz- und Zahlungsrisiken führen zu einem Rückgang der Genehmigungen und Markterwartungen sowohl im Neubau als auch in der Sanierung. Ein kumulierter Rückgang des Fenstermarktes im Wohnungsneubau um circa 35 Prozent in den Jahren 2023 und 2024 ist dramatisch”, unterstreicht VFF-Geschäftsführer Frank Lange. “Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum ist enorm, ebenso die Notwendigkeit energetischer Sanierungen. Die Regierung sollte bessere Rahmenbedingungen und Abschreibungsmöglichkeiten im Neubau und bei Sanierungen schaffen, sowie den sozialen Wohnungsbau stärker als bisher fördern. Es sind jetzt ambitionierte Maßnahmen zur Belebung der Konjunktur erforderlich. Ein politischer Stillstand bis zur nächsten Bundestagswahl ist unzulässig.”
BF-Geschäftsführer Jochen Grönegräs fügt hinzu: “Eine zügige Umsetzung der kürzlich beschlossenen Novelle der EU-Gebäuderichtlinie in Deutschland wäre ein wichtiges Zeichen für die Sanierungsbranche. Die Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden und die Dekarbonisierung der Heiztechnik sind eng miteinander verbunden und müssen gemeinsam betrachtet werden.”
Steigendes Interesse an Sicherheit
Die Trends im Markt für Außentüren ähneln denen im Fenstersektor. Der markante Rückgang im Wohnbau um 5,2 Prozent und im Nichtwohnbau um 4,4 Prozent im Jahr 2024 führt zu einer spürbaren Abschwächung des Marktes. Insgesamt wird ein Rückgang im Außentürenmarkt um 5,1 Prozent auf 1.173 Tausend Stück prognostiziert. Besonders zu beachten ist der Rückgang im Neubaubereich des Wohnbaus um 15,8 Prozent auf 188 Tausend Stück. Die Sanierungstätigkeit verringert sich 2024 jedoch nur geringfügig um 1,9 Prozent auf 903 Tausend Stück. Die Studie zeigt auch für 2024 eine konstante Sicherheitssteigerung bei 62,9 Prozent aller Türen auf. „Im Wohnbau liegt die Quote der erhöhten Sicherheit insgesamt über 70 Prozent, während sie im Nichtwohnbau erst etwas über 40 Prozent erreicht“, erklärt Holger Koch, stellvertretender Geschäftsführer des FVSB. „Das reflektiert das wachsende Sicherheitsbedürfnis der Einwohner. Im Nichtwohnbau wird jedoch noch überwiegend auf Produkte mit Basissicherheit gesetzt, was weiteres Potenzial bietet.“
Kunststoff als Rahmenmaterial liegt vorne
Sven Weihe, der Geschäftsführer von pro-K, hebt die differenzierte Datensammlung bezüglich der Rahmenmaterialien hervor: „Die Studie bietet einen aufschlussreichen Einblick in die Marktanteile. Besonders wertvoll ist die separate Ausweisung der verschiedenen Materialien in den vier Marktsegmenten. Im Fenstermarkt führt Kunststoff als Rahmenmaterial mit einem stabilen Anteil von 53,4 Prozent, zusammen mit Kunststoff-Aluminium bei 5,9 Prozent, deutlich. Im Bereich der Außentüren behauptet sich Kunststoff mit 38,4 Prozent knapp vor Metall.“
Eine angepasste Prognose für die Marktentwicklung im Jahr 2024 wird unter Berücksichtigung der konjunkturellen Herausforderungen, der Zinsentwicklung sowie weiterer geopolitischer Krisen und Unsicherheiten in der Bundeshaushaltsfinanzierung im Hinblick auf die Schuldenbremse bei der nächsten VFF-Fachtagung „Statistik und Markt“ am 17. Oktober 2024 vorgestellt.
Quelle: GEBinfo