Seit 2024 hat die Politik mit dem Wärmeplanungsgesetz (WPG), der Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und der Bundesförderung Effiziente Wärmenetze (BEW) einen neuen rechtlichen Rahmen im Wärmesektor etabliert, um die Dekarbonisierung der Wärmewirtschaft voranzutreiben. Zusätzlich haben die EU-Beschlüsse zur „Sustainable Finance“ und die ESG-Kriterien verbindliche Rahmenbedingungen gesetzt. Angesichts der Größe der Aufgabe ist die verbleibende Zeit für die Erstellung und Umsetzung der gesetzlich vorgeschriebenen Transformations- und Dekarbonisierungspläne im Wärmesektor relativ knapp. Es stellt sich die Frage, welche Herausforderungen die Wärmewirtschaftsbranche zu bewältigen hat und wie die Pläne praktisch umgesetzt werden können.
Status Quo des deutschen Wärmemarkts
In Deutschland ist der Wärmesektor derzeit der größte CO2-Emittent. Deshalb ist die Dekarbonisierung dieses Sektors besonders wichtig, um die nationalen und europäischen Klimaziele zu erreichen.
Der Wärmesektor hat mit etwa 59 Prozent den größten Anteil am Endenergieverbrauch in Deutschland und übertrifft damit die Bereiche Beleuchtung, mechanische Energie sowie Informations- und Kommunikationstechnologie. Die Erreichung der Klimaziele ist nur durch eine erfolgreiche Dekarbonisierung des Wärmesektors möglich.
Transformation des deutschen Wärmemarkts
Sowohl für Endverbraucher als auch für Versorger stellt die Wärmewende eines der größten Infrastrukturprojekte in Deutschland dar. Nach dem Wechsel von Heizöl zu Kohle in den 1970er Jahren und der Einführung der Kernenergie steht unsere Gesellschaft erneut vor einer gewaltigen Aufgabe. Um Klimaneutralität zu erreichen, sind erhebliche Investitionen in die Infrastruktur notwendig, die letztendlich von den Versorgern und den Endkunden getragen werden müssen. Die Umgestaltung des Wärmemarktes ist eine besonders herausfordernde Aufgabe, da dieser zu vielfältig ist, um einheitliche Lösungen zu bieten. Stattdessen muss überlegt werden, welche Kombination aus lokal verfügbaren Instrumenten und Technologien für die spezifische Kundenstruktur am besten geeignet ist.
Ganzheitlicher Transformationsansatz in der Netzstrategie von Stadtwerken
Versorger und Stadtwerke sehen sich im Transformationsprozess mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Die bevorstehenden Aufgaben eröffnen jedoch auch neue Marktchancen und bieten Anreize, ein zukunftsweisendes und widerstandsfähiges Geschäftsmodell zu schaffen. Dabei ist es für Stadtwerke und Versorger entscheidend, einen umfassenden Ansatz zu verfolgen und sich nicht nur partiell mit der Transformation und Strategieentwicklung zu befassen.
Der Gasvertrieb wird bei vielen Versorgern seit langem als solide Einnahmequelle betrachtet. Angesichts der bevorstehenden Dekarbonisierung stehen Versorger jedoch unter Druck und müssen ihre Geschäftsbereiche grundlegend umstrukturieren. Obwohl von der Regierung noch keine endgültige Entscheidung darüber getroffen wurde, was mit den bestehenden Gasverteilernetzen geschehen soll, zeichnet sich ein klarer Trend ab: Fernwärmeversorgung und dezentrale Wärmepumpen werden als die „Gamechanger“ in der Wärmewende angesehen. Die Dekarbonisierung der Wärmewirtschaft bietet daher auch wirtschaftliche Chancen. Der Aufbau einer neuen oder die Umgestaltung der bestehenden Fernwärmesparte kann als Katalysator für den Prozess der Strategieentwicklung dienen und auslaufende Geschäftsfelder sowie Ergebnisbereiche ersetzen.
Wärmezielscheibe von Rödl & Partner als Kompass
In der Wärmezielscheibe 2.0 erörtern die Autoren die Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich aus der Wärmewende ergeben, und identifizieren die Schlüsselelemente, die für eine effektive Wärmestrategie erforderlich sind. Sie fordern die Politik auf, die verbleibenden Barrieren zu beseitigen und eine sichere Investitionsumgebung zu gewährleisten.
Die Wärmezielscheibe 2.0 kann ⇒hier kostenlos heruntergeladen werden.