Lars Eichhorst - Energy Solutions

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Photovoltaik-Ausbau in Deutschland nimmt Fahrt auf

Die jüngste Enpal-Analyse zum Photovoltaik-Ausbau in deutschen Städten und Bundesländern im ersten Halbjahr 2024 zeigt beeindruckende Entwicklungen. Besonders hervorzuheben ist Münster, das erneut an der Spitze der zwanzig größten deutschen Städte steht. Mit 1.594 Neuinstallationen und einer Quote von 4,97 PV-Anlagen pro 1.000 Einwohner führt die Stadt das Ranking an. Auch mittelgroße Städte wie Oldenburg setzen starke Akzente: Bei den Städten ab 100.000 Einwohnern liegt Oldenburg mit einer Quote von 6,63 Anlagen pro 1.000 Einwohner auf Platz eins.

Dieser positive Trend spiegelt sich auch auf nationaler Ebene wider. Im Vergleich zu den Vorjahren ist der Zubau von Solaranlagen in Deutschland stark gestiegen. Im Jahr 2023 wurden über eine Million neue Anlagen installiert, was einer Verdreizehnfachung im Vergleich zu 2018 entspricht. Allein im ersten Halbjahr 2024 gingen bereits 420.500 neue Solaranlagen ans Netz. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Solarenergie immer mehr in den Fokus rückt und ein wesentlicher Baustein der Energiewende wird.

Unerschlossenes Potenzial im Mieterstrom

Trotz der positiven Entwicklungen bleibt noch erhebliches Potenzial ungenutzt, insbesondere im Bereich des Mieterstroms. Laut einer Kurzstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) wird auf Dächern von Mehrfamilienhäusern zu wenig Photovoltaik installiert. Hier stoßen insbesondere bürokratische Hürden und komplexe Regelungen auf Widerstand. Die bestehenden Förderungen und Erleichterungen, wie etwa die Befreiung von der Umsatzsteuer oder der Wegfall der EEG-Umlage, haben bisher nicht ausgereicht, um den Mieterstrom aus seiner Nische zu befreien.

Ein zentraler Punkt für die Zukunft des Mieterstroms liegt in der Vereinfachung der administrativen Prozesse und einer standardisierten Umsetzung. Um den Ausbau zu beschleunigen, sollte die Vergütungslogik angepasst werden. Derzeit wird die Volleinspeisung höher entlohnt als die Überschusseinspeisung, was dazu führt, dass in Mieterstromprojekten kleinere Anlagen gebaut werden, als es eigentlich möglich wäre. Hier muss die Regulatorik nachbessern, damit die Energiewende auch in städtischen Mehrfamilienhäusern effizienter umgesetzt werden kann.

Innovatives Potenzial: Bitcoin-Mining und Abwärmenutzung

Ein spannender Ansatz zur Optimierung der Energieeffizienz und zur Unterstützung des Photovoltaik-Ausbaus ist die Kombination von Bitcoin-Mining mit Abwärmenutzung. Bitcoin-Mining wird häufig wegen seines hohen Energieverbrauchs kritisiert, aber in Verbindung mit der Nutzung der entstehenden Abwärme kann es einen wertvollen Beitrag zur Energiewende leisten. Beim Betrieb von Mining-Anlagen entsteht Wärme, die sinnvoll weiterverwendet werden kann – sei es zur Beheizung von Gebäuden, zur Wärmeerzeugung in Schwimmbädern oder in industriellen Prozessen.

Die Integration von Mining-Anlagen in Regionen mit hoher Dichte an erneuerbaren Energiequellen könnte dabei besonders effektiv sein. In Zeiten von Überproduktion bei Solar- oder Windenergie, die häufig ungenutzt verpufft, könnten Mining-Anlagen als flexible Abnehmer fungieren. Der große Vorteil: Solche Anlagen lassen sich flexibel hoch- oder herunterfahren und tragen so zur Stabilisierung des Stromnetzes bei. Gleichzeitig ermöglicht die Abwärmenutzung eine höhere Effizienz bei der Energieverwertung.

Weichenstellung für die Energiewende

Die Ergebnisse der Enpal-Analyse zeigen, dass der Ausbau der Photovoltaik in Deutschland auf einem guten Weg ist, doch es gibt noch unerschlossene Potenziale. Besonders im Mieterstromsegment und bei der Nutzung von innovativen Technologien wie der Verbindung von Bitcoin-Mining und Abwärmenutzung können weitere Fortschritte erzielt werden. Eine nachhaltige Energiezukunft braucht nicht nur den weiteren Ausbau von Solaranlagen, sondern auch clevere Ansätze zur effizienten Nutzung von Energie.

Wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will, muss der Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigt werden – sowohl durch eine vereinfachte Regulatorik als auch durch die Integration neuer Technologien. Die Verbindung von dezentralen Photovoltaikanlagen, Mieterstrommodellen und effizienter Energieverwertung kann ein Schlüssel zur erfolgreichen Energiewende sein. Nur so kann die Vision einer flächendeckenden, klimafreundlichen Energieversorgung Realität werden.